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AutorenbildFässlerA-way

Das Dilemma im tiefen Süden


Patagonien und Wind. Zwei Begriffe, die sich nicht trennen lassen. Windböe um Windböe bläst uns um die Ohren. Ob wir Ushuaia – die südlichste Stadt - besser auslassen und gleich nach Norden aufbrechen? Im Dachzelt rüttelts, Fidel schaukelt. Draussen sitzen, wird zur Herausforderung. Süden oder Norden? Nicht unser einziges Dilemma. Schon bald geht es um weit mehr, viel mehr. Es geht um Eis, Gletscher, Abenteuer.


In einem kleinen Kaffee in Puerto Natales treffen wir die SwissNomads Reni und Marcel. Seit einiger Zeit sind wir online in Kontakt, jetzt treffen wir uns live. Sie sind seit mehreren Jahren unterwegs und so soll es noch eine Weile weitergehen. Der Austausch regt an. Wir campen zwei Tage zusammen und sie erzählen und schwärmen von ihren Reisen, ganz besonders von ihrem jüngsten Abstecher in die Antarktika. Antarktika, der 7. Kontinent. Vor dem geistigen Auge sehen wir dramatische Landschaften voller Eis, Schnee und Gletscher und eine faszinierende Tierwelt. Eine solche Reise ist exklusiv, entsprechend kühlt bei den Preisen die Begeisterung bei uns allerdings wieder ab. Dennoch lassen wir uns auf den Verteiler eines Newsletter setzen und hoffen, eventuell doch ein gutes Angebot in Ushuaia zu erhaschen.

Ushuaia ist das Sehnsuchtsziel vieler Reisenden auf der Panamericana. Sie starten mit Fahrrädern, Motorrädern und anderen Vehikeln meistens ganz oben in Alaska und kämpfen sich den Weg in den Süden. Wer unten ankommt, trägt die Erleichterung und den Stolz im Gesicht.


Die Stadt liegt am Beagle Kanal am Südzipfel Südamerikas und wird oft als Ende der Welt bezeichnet. Hier ist für jedes Gefährt Endstation, das sich nicht auf dem Wasser bewegen oder Fliegen kann.

Wir parken unseren Fidel an einem herrlich sonnigen Tag am Pier von Ushuaia und buchen gleich eine kleine Bootsfahrt durch den Beagle Channel. Es geht das Gerücht um, dass sich in der Bucht Buckelwale rumtreiben und wir haben tatsächlich Glück. Während vier Stunden kurven wir bei schönstem Wetter hinter Walen her und können unser Glück kaum fassen.




Das macht allerdings Lust auf mehr. Und hier fängt das richtige Dilemma an.

Die ersten Newsletter erreichen uns. Wir haben eine dreiwöchige Antarktis Expedition im Blick, die uns von Ushuaia zu den Falklandinseln, Südgeorgien und weiter auf die Antarktische Halbinsel bringen würde. Die Preise für diese Reise sinken zwar, sind aber immer noch happig und ganze drei Wochen würde unsere grobe Planung der weiteren Reise nicht nur budgetmässig sondern auch zeitlich strapazieren. Wir entscheiden uns gegen die Antarktis, fahren Richtung Norden und verlassen Tierra del Fuego zwei Tage später. Ende der Diskussion.

Dachten wir. 500 Kilometer nördlich von Ushuaia erhalten wir den letzten Newsletter per E-Mail. Blinker rein, wir halten Fidel abrupt am Strassenrand und blicken uns an. Es ist das richtige Angebot, der richtige Zeithorizont, ein akzeptabler Preis. All die Tage vorher waren wir überzeugt, dass wir diese Reise in die Antarktika nicht machen werden. Zu viel Zeit, zu viel Geld unseres Budgets müssten wir investieren. Doch das war nur halbherzig, wie wir uns jetzt eingestehen. Einem richtigen Abenteuer können wir schlecht widerstehen, das war schon immer so. Und die Antarktis klingt nach einem Abenteuer der Sonderklasse und hat das Prädikat „Once in a lifetime“. Und so tun wir, was wir nicht lassen können.

Auf nach Ushuaia - again!



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